Unser Manufakturverkauf mit Schauwerkstatt ist seit Juni 2020 Teil einer neuen Stadtführung. Der Rundgang Faszination Spitze, führt an architektonisch interessanten Gebäuden, die Zeugen der Spitzenherstellung in Plauen sind, vorbei und endet in unserem Geschäft in der Annenstraße mit der Vorführung der historischen Stickmaschine.
Was macht Plauener Industriekultur so einzigartig?
Plauener Spitze ist das Produkt, das die kleine Stadt im Vogtland in aller Welt bekannt gemacht hat. Die Spitze war der Garant für wirtschaftlichen Erfolg. Im Gegensatz zum Meißner Porzellan war es jedoch nicht die eine Firma, die Plauener Spitze fertigte. Es gab seit jeher eine Vielzahl von regionalen Produzenten und Verlegern. Die Spitze prägte die Stadt in vielerlei Hinsicht.
Die Fertigung von Stickerei, insbesondere von gestickter Spitze, war von Anfang an über die ganze Stadt Plauen verteilt. Es gab unzählige kleine Firmen. Ihre Gebäude fügten sich nahtlos ein und waren Teil der Wohnbebauung des Stadtzentrums. Große Teile des Plauener Schlossberg-Viertels entstand im Zeitraum 1860 bis 1910. Hier kann man bis heute die Zeugnisse dieser sehr speziellen Form der textilen Industriekultur in Europa Straßenzug für Straßenzug erleben. Meist wurde im Erdgeschoss und in der ersten Etage produziert, in der zweiten Etage erfolgte der Versand der leichten Ware, in den oberen Geschossen wohnten nicht selten die Firmeninhaber mit ihren Familien.
Nur sehr wenige Firmen, die sich hauptsächlich rund um die Weststraße in Plauen ansiedelten, verfügten über Sticksäle mit einer größeren Anzahl an Stickmaschinen. Zusätzlich zu den Firmen gab es unzählige Lohnsticker, die über das gesamte Vogtland verteilt waren. Sie erwarben im Mietkauf jeweils zwei oder drei Stickmaschinen. Die gesamte Familie stickte im Nebenerwerb für einen Verleger von Plauener Spitze.
Das Verlagssystem war in Plauen nicht unbekannt, denn schon zu Zeiten der Baumwollhändler konnte man auf Lohnarbeiter zurückgreifen. Der Verleger lässt seine Kollektionen von den Lohnstickern in Heimarbeit fertigen. Danach holt er die Ware ab und kümmert sich um die Ausrüstung und weitere Veredelung und Bearbeitung der Spitzen und Stickereien. Und er übernimmt die zentrale Vermarktung und den Verkauf der Ware.
Trotz der organisatorischen Zusammenführung der einzelnen Firmen ab 1960 in Produktionsgenossenschaften des Handwerks (PGH), ab den 70er Jahren dann zu Volkseigenen Betrieben (VEB), blieb der dezentral organisierte Ablauf erhalten. Im Rundgang Faszination Spitze werden wir einige Zeugnisse dieser speziellen Ausprägung der Industriekultur entdecken.
Der Rundgang Faszination Spitze
Der Treffpunkt für unseren Rundgang ist der Aussichtspunkt Bastion an der Schlossterrasse. Hier beginnen die Stadtführerinnen Heike Kirchhoff und Karin Lenk ihre Ausführungen rund um die Spitzenproduktion. Nicht ohne Grund, denn von hier aus hat meinen einen schönen Blick auf das Elstertal. Hier begann der Siegeszug der Plauener Spitze.
Von hier aus starten wir unseren Rundgang, der uns auf ca. 2,2 Kilometer durch das Schlossgebiet führt. Es geht vorbei an repräsentativen Villen und Häusern in denen die zarte Spitze produziert wird. Zahlreiche Gebäude in diesem Viertel sind eng mit der Spitze verbunden uns lassen uns in die spannende Industriekultur eintauchen. Die Teilnehmer:innen der Tour erfahren von den beiden Stadtführerinnen, was die Plauener Spitze einst berühmt gemacht hat und können zahlreichen Geschichten aus den letzten 150 Jahren lauschen. Auch wenn die Häuser nicht von innen besichtigt werden können, da sie heute Wohnhäuser sind, bekommen wir anhand von zahlreichen Bildern einen lebhaften Eindruck davon, wie es früher hier ausgesehen hat oder wie es nach der Sanierung heute im Haus aussieht.
Letzte Station der Tour ist die Modespitze
Der kurzweilige Rundgang endet in unser Schauwerkstatt der Modespitze in der Annenstraße. Hier kann der Besucher nun auch ganz real in die Welt der Plauener Spitze eintauchen. Unser Haus in der Annenstraße wurde um 1900 von der Stickereifirma Johann Mammen errichtet. Im April 1970 zog die PGH Modespitze in den Räumen ein. Hier war die Konfektion, das Lager und die Verwaltung untergebracht.
Auch heute befindet sich hier noch unsere Konfektion und die Verwaltung. In den Räumen im Erdgeschoss haben wir in den 90er Jahren einen Laden mit Schauwerkstatt eingerichtet. Auf einer Stickmaschine der VOMAG aus dem Jahr 1911, die übrigens auch in Plauen hergestellt wurde, sehen wir, wie die zarte Spitze entsteht und erfahren, was sie so einzigartig macht. Neben der historischen Schiffli-Stickmaschine finden Sie in der Ausstellung noch eine Repetier-Maschine zur Anfertigung neuer Lochkarten sowie eine Einkopfstickmaschine neuer Bauart.
Fazit
Der Rundgang Faszination Spitze bietet einen abwechslungsreichen Blick in spezielle Industriekultur, die die Spitze in Plauen geschaffen hat. Er für alle geeignet, die einen Blick auf die Besonderheiten in der Produktion der Plauener Spitze werfen möchten. Und außerdem erfahren Sie auf der Tour, was Salomon Guggenheim mit Plauen zu tun hat.
Wenn Sie sich selbst auf die Spuren der Industriekultur der Spitze durch Plauen begeben möchten haben Sie in diesem Jahr noch zu folgenden Terminen Gelegenheit:
Buchung der Führung – Faszination Spitze
Aktuelle Termine:
Reguläre Führungen meist am 1. Samstag im Monat im Zeitraum von Mai bis September oder für Gruppen auch nach Vereinbarung.
Bitte kontaktieren Sie die Tourist-Information Plauen unter 03741 – 291 10 27 und erfragen dort, wann die nächste Führung durchgeführt wird.
Treffpunkt:
Aussichtspunkt „Bastion“ an Schlossterrassen (Amtsberg 6, 08523 Plauen)
Dauer:
ca. 2 Stunden
Preise:
12,00 € Erwachsene,
10,00 € Kinder ab 7 Jahren, Schüler, Studenten
Anmeldung:
Anmeldung und Erwerb der Tickets in der Tourist-Information (03741 – 291 10 27)