Verehrte Leser, in unserem heutigen Blogbeitrag möchten wir auf ganz oft gestellte Fragen eingehen: Wie entsteht ein neues Muster, wie entsteht Plauener Spitze? Und was bietet sich gerade besser an, als das an der Entstehung des Spitzenfestabzeichens zu erklären. Wie sie ja schon im Beitrag „Wir haben gewonnen“ lesen konnten, stellt die Modespitze Plauen im diesem Jahr das Spitzenfestabzeichen her. Nach dem Gewinn der Ausschreibung beginnt die eigentliche Arbeit.
Wie entsteht Plauener Spitze?
Schritt 1 – Design
Die Ausschreibung erfolgte auf Basis eines Entwurfs, den die Designerin Petra Pechmann aus Dresden nach unseren Vorgaben fertigte. Nach Freigabe durch uns wurde dieser Entwurf beim Wettbewerb eingereicht. Die Jury des Vereins Plauener Spitzenfest wählte unter den für 2015 eingereichten Motiven unser Design zum Siegerentwurf.
Schritt 2 – Technische Parameter
Dies bedeutet nun erneut Arbeit für Frau Pechmann: Sie fertigt den Designentwurf im zweiten Schritt als Vergrößerungszeichnung im Verhältnis 6:1. Dies ist eine technische Zeichnung mit den Angaben zu Reihenfolge, Stichlagen, Sticharten und deren Ausführung. Das ist Grundvoraussetzung für den nächsten Schritt, die Digitalisierung eines Musters aus gestickter Spitze – dem sogenannten Punchen.
Bei der gestickten Spitze kommt es im Gegensatz zur einfacheren Stoffstickerei auf eine besonders hohe Genauigkeit an und deshalb ist die technische Zeichnung am Beispiel des Spitzenfestabzeichens ca. 60 x 60 cm groß. In einem 1:1 Entwurf würden sich nicht alle Parameter erfassen lassen. Denn die spätere Stichgenauigkeit muss bei ungefähr 0,1 mm liegen – es kommt dabei also auf höchste Präzision an. Auf der Fläche von 1×1 mm können zahlreiche Stiche liegen, die jedoch einen definierten Mindestabstand zueinander haben müssen.
Schritt 3 – Punchen/ Maschinendaten
Nun geht unser Entwurf zum Punchen. Frau Haufe von der Firma Fa. Punch Point Haufe in Plauen übersetzt nun den Entwurf in die digitale Form, damit er für die Stickmaschine lesbar wird. Bei unserem Abzeichen, dass eine Größe von ca. 7,5 x 7,5 cm hat, sind letztlich 16610 einzelne Stiche in der richtigen Reihenfolge und an der richtigen Stelle zu platzieren. Die Umsetzung erfolgt auf einem A0 Tablett, auf dem die technische Zeichnung fixiert wird.
Für die einzelnen kleinen Musterelemente werden dazu u.a. jeweils Teilvektoren angelegt, die dann für die jeweiligen Stichlagen und Sticharten Begrenzungen bilden. Zum Beispiel sind bei der Zahl „56“ im Abzeichen vier verschieden Lagen übereinander notwendig, um den plastischen Ausfall der Zahl zu erzielen. Man sieht letztlich nur die oberste letzte Lage, welche die dreidimensionale Form abschließt.
Das Punchen des Abzeichens ist ein sehr aufwendiger Prozess, da die einzelnen Schritte zum Aufbau des Musters einen statischen Ablauf gewährleisten müssen. Für das Abzeichen benötigte Frau Haufe knapp einen Tag.
Wird nicht genau gepuncht, kann das mehrere Folgen haben: im schlimmsten Fall fällt das Abzeichen nach dem Sticken auseinander. Im Falle von ungenau platzierten Einzelstichen kann es zum Reißen des Stickgarns kommen, dem sogenannten Fadenbruch. Dann muss aufwendig manuell nachgearbeitet werden.
Schritt 4 – Sticken
Und nun kommen wir dem Sticken schon näher: Aber erst muss die Maschine eingerichtet werden. Da das Abzeichen auf einem Stickgrund gestickt wird, muss dieser vorbereitet werden – er wird in die Maschine gespannt. Die Nadeln, die Bobinen, das Stickgarn vorn und hinten werden passend zum Muster auf die Maschine gebracht. Das Einrüsten dauert ca. 4 h.
Und nun kann es endlich losgehen, das kleine Abzeichen wird gestickt und so entsteht die Plauener Spitze Stich für Stich, Lage für Lage ähnlich wie bei 3D-Druck.
Die Maschinen rattert mit einer Geschwindigkeit von 380 Stichen pro Minute über den Stickgrund, das macht mehr als 6 Stiche pro Sekunde. Bei jedem Stich macht die Nadel vier Bewegungen und das Schiff – also der Hinterfaden – zwei. Gleichzeitig bewegt sich der Stickrahmen zwischen den Stichen in X- und Y-Richtung (Höhe und Seite).
Damit werden pro Arbeitsstelle in höchster Präzision 36 Bewegungen pro Sekunde abgebildet. Im Falle des Abzeichens sind es an der Maschine mit allen Nadeln insgesamt rund 6264 sehr präzise Bewegungen der Nadelwerkszeuge pro Sekunde.
Zwischen zwei Stichen bewegt sich der Stickrahmen kurz und präzise zwischen 0,02 und 15 mm in die beim Punchen (angelegte Stichreihenfolge) vorgegebene Richtung, um das Muster abzubilden. Für die 16 610 Stiche des Musters braucht die Maschine gut eine Stunde. Für die 500 Abzeichen bedurfte es insgesamt knapp 9 Millionen Stiche!
Fertig gestickt, wird die Stoffbahn nun ausgespannt. Die während des Stickens eventuell auftretenden Fehlstellen wurden bereits markiert und können nun, wenn nötig, von Hand nachgebessert werden.
Schritt 5 – Textilveredlung/ Ausrüstung
Nun geht unser Abzeichen in die Ausrüstung bzw. die sogenannte Textilveredlung: hier werden zunächst die Coupons in Maschinenlänge zusammengenäht, um eine lange Stoffbahn zu erhalten. Die Maschinen in der Veredlung arbeiten wieder auf Basis von Meterware und man benötigt hier mindestens 60 m gleicher Breite oder besser mehr.
Bei Schneider Textilveredlung wird im ersten Schritt die Stickerei thermisch fixiert und gespannt. Danach wird die Stickware in voller Breite auf eine gut 30 cm dicke „Hülse“ aus Metall straff aufgewickelt. Dieser sogenannte Ausrüstungs-Baum hat eine wasserdurchlässige Oberfläche. Der Baum kommt jetzt in einen geschlossenen Kessel. Hier wird heißes Wasser von innen nach außen durch die Stickware gedrückt und der Stickgrund aufgelöst, so dass nur die Spitze verbleibt. In dieser Anlage bekommt die Motive auch die gewünschte Farbe.
In der Ausrüstung erhält das Stick-Motiv zudem die gewünschte Festigkeit. Dazu werden die Motive appretiert, wodurch sie einen definierten Griff erhalten. Im Anschluss werden die Einzelteile vorgetrocknet.
Letztlich entstehen so nach einem mehrstufigen Prozess einzelne Motive aus gestickter Spitze aus einer definiert bestickten Fläche.
Schritt 6 – Nachbehandlung und Aufmachung
Und nun holen wir die Motive wieder in die Modespitze zurück. Da sie nur angetrocknet aus der Ausrüstung zurückkommen, werden sie zum Trocknen aufgelegt, einer nochmaligen Qualitätskontrolle unterzogen, gebügelt und fertig verpackt. Die 500 Stück des zarten Textils wiegen weniger als 1 kg und passen in die Größe eines Päckchens.
Jetzt ist es fertig: unser Spitzenfestabzeichen und kann ab dem 09. Juni bei uns im Betriebsverkauf für Plauener Spitze der Modespitze in der Annenstraße 9, in der Stadtinformation, in der Schaustickerei und im Spitzenmuseum erworben werden. Und die Frage: wie entsteht Plauener Spitze ist nun auch beantwortet!
Sie möchten ein Spitzenfestabzeichen und sind nicht aus Plauen? Schreiben Sie uns eine Mail oder rufen Sie unter 03741/222 554 an und sichern Sie sich eins von den auf 500 limitierten und in jedem Jahr ausverkauften Exemplaren. Für vier Euro erhalten Sie ein Produkt, das mit ganz viel Liebe zum Detail geschaffen wurde.
Wir bedanken uns bei allen beteiligten Personen und Firmen für die erfolgreiche Umsetzung:
- Designumsetzung und technische Zeichnung: Designerin Petra Pechmann
- Musterumsetzung / Punchen: Fa. Punch Point Haufe, Astrid Haufe, Karlstr. 55, 08523 Plauen, Tel. 0160-8008931
- Textile Ausrüstung: Fa. Schneider Textilveredlung Plauen
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Interessant! Da steckt wohl ganz schön viel Auwand im Produkt. Sehr verständlich erklärt - vielen Dank :)