[Werbung, Pressereise] Der Stadtpark in St. Gallen ist geprägt von großen Museumsbauten. Einer davon ist das 1921 eröffnete Historische und Völkerkundemuseum (HVM) St.Gallen. Aktuell gibt es hier neben der Dauerausstellung die Sonderausstellung Dresses – 250 Jahre Mode in der Schweiz zu bewundern.
Das Historische und Völkerkundemuseum in St. Gallen
Den Grundstock des HVM bilden die Sammlung des historischen Vereins St. Gallen sowie die ethnographische Sammlung der Ostschweizerischen Geographisch-Commerziellen Gesellschaft, die beide ihre Objekte 1917 an die Stadt St. Gallen abtraten. Schon im Jahre 1915 plante man ein neues Museum für die Sammlung, dass im Jahre 1921 fertig gestellt werden konnte. Es entstand ein neoklassizistischer Bau im Stadtpark, der vor allem durch die große Säulenfassade geprägt ist. Es gilt als einer der letzten großen Bauten, welche die Stadt der boomenden Stickerei und dem damit verbunden Wohlstand zu verdanken hat.
Die Sammlung des Museums umfasst vorwiegend ethnographische und kulturgeschichtliche Stücke. Einen großen Bereich widmet sie der Geschichte der Stadt St. Gallen und der Entstehung der Textilindustrie.
Auf einem Bilderzyklus wird anschaulich deutlich, wie edle Leinwand hergestellt wurde und vor den Toren der Stadt zur Bleiche lag. Stoffe aus St. Gallen waren lange Zeit mit einem „G“ versehen. Das Siegel stand für St. Gallen und ist gleichbedeutend mit einer herausragenden Qualität.
Aber wir erfahren im Museum auch sehr viel über die Geschichte der Textiler und ihre Reisen in die Welt. Auf ihren weiten Geschäftsreisen brachten sie zahlreiche skurrile Andenken mit, aber auch Souvenirs, die einen direkten textilen Bezug haben. Wie zum Beispiel eine kleine japanische Puppe. Dabei ging es weniger um die Puppe selbst, sondern um die Art der Gestaltung und das Gewebe der Kleidung – es galt, mit eigenen Produkten den Geschmack des anderen Landes zu treffen. Und dabei halfen diese kleine Puppen als Beispiel.
Ein Sammlungsschwerpunkt – historische Kleidungsstücke
Schon mit der Eröffnung gab es im Museum verschiedene Raumensemble, die komplett mit Geschirr und Kleidung dekoriert waren. Man wollte mit der Sammlung zeigen, wie das Leben war und dazu gehörte auch die Mode der Zeit. Während man im Textilmuseum den Hauptaugenmerk auf Flachtextilien richtete, stand im HVM die bürgerliche Mode im Mittelpunkt.
Damals wie heute trägt sich die Sammlung hauptsächlich durch private Schenkungen. Auf diesem Weg kam insbesondere Damenbekleidung ins Museum. Immerhin liegt ihr Anteil bei 90%. Deshalb werden einige seltene Männermodelle mit besonderem Stolz gleich zu Beginn der Ausstellung Dresses gezeigt.
Ausstellung Dresses – 250 Jahre Mode in der Schweiz
In zwei großen Sälen kann man durch die letzten 250 Jahre Schweizer Textilkunst wandeln. Die meisten der Kleider wurden in der Schweiz mit Schweizer Stoffen, wie Ostschweizer Musselin oder Züricher Seide gefertigt. Aber natürlich darf auch nicht die St. Galler Spitze fehlen, die vor gut 150 Jahren hinzu kam. Die meisten Kleider stammen nicht von großen Namen und das braucht es auch nicht, denn im Vordergrund steht die Geschichte, die jedes einzelne Teil zu erzählen hat.
So finden sich in der Ausstellung zahlreiche Kleidungsstücke, die eng mit der Geschichte von St. Gallen verbunden sind. Darunter sind Kleider großer Textilfabrikanten, wie Züblin oder Fischbacher aber auch ein Kleid, das die Schweizer Sängerin Paola bei einem Auftritt in Rio de Janeiro getragen hat. Bei dem Kleid aus St.Galler Spitze wurde auch Folie überstickt, damit es beim großen Auftritt besonders schön glänzt und im Scheinwerferlicht funkelt.
Ebenso finden sich in der Ausstellung zwei Matrosenanzüge einer Sticker-Dynastie. Sie sind von Willy Forster aus dem Jahr 1903 und seinem Sohn Tobias Forster aus dem Jahr 1947. Matrosensachen standen bei Jungs immer hoch im Kurs. Und wenn man wie hier in der Ausstellung auch noch die Fotos der Kinder in den Sachen ausstellt, entsteht über den persönlichen Bezug ein besonders authentisches Gesamtbild.
Ein Blick in die Ausstellung
Die Ausstellung gibt aber nicht nur einen Einblick in die Entwicklung der Mode, sondern auch in die Entwicklung der Gewebe, Materialien und der Textilindustrie. Dem regionalen Anbau von Flachs und dessen Verarbeitung auf Handwebmaschinen zu feinem, international gefragtem Gewebe folgten mit der Einfuhr von Baumwolle bald auch besonders filigrane Gewebe aus Musselin, die nun auf den Handwebmaschinen entstanden. Mit diesen Stoffen konnten nun auch hauchdünne zarte Kleider hergestellt werden, die nichts mehr gemeinsam hatten mit solchen aus schwerem Leinen.
Einige Kleider der Ausstellung zählen zu den ersten Musselins mit Handstickerei. Ihnen folgen Modelle, die ein Gewebe zeigen, in dem ein Plattstich imitiert wird (Plattstichwebmaschine: Handwebmaschine mit Stickereiimitation). Nur wenige Schritte weiter im Raum gibt es dann die ersten maschinengestickten Spitzen zu bewundern.
Ein Taufkleid in der Ausstellung ist ein ganz besonderes Stück. Ein kleines ganz schlichtes Taufkleid, das auf den ersten Blick schmucklos wirkt. Aber es ist besonders wertvoll, zählt es doch zu den ersten Kleidern mit einem maschinell hergestellten Bobinet-Tüll. Zu seiner Zeit besonders teuer und noch besonders selten.
Ergänzt wir die Ausstellung mit Modellen der Schweizerischen Textilfachschule Zürich. Unter dem Motto „Next Generation“ haben sie sich von den alten Kleidern zu neuen Kreationen inspirieren lassen. Die Modelle sind in die Ausstellung integriert, so dass immer wieder ein Blickwechsel zwischen historischer Kleidung und moderner Interpretation ermöglicht wird.
Den Abschluss bildet ein ganz besonderes Projekt aus den 40er Jahren, dass in dieser Form wohl einzigartig ist. Die Schweizerische Zentrale für Handelsförderung bringt Schweizer Künstler, Stofffabrikanten und Modeschaffende zusammen, um eine gemeinsame Kollektion zu realisieren.
Unter dem Motto Wasserwelten (1943) und Musik (1944) werden zwei Kollektionen realisiert. Da zu Kriegszeiten die Zufuhr von Rohstoffen schwierig war, setzte man auf Ersatzstoffe, wie Zellwolle oder Viskose. Ziel war es, zu zeigen, dass aus diesen Stoffen ebenso schöne Kleider wie aus Seide oder Baumwolle geschaffen werden können und alle Kleider vom ersten bis zum letzten Schritt vollständig in der Schweiz entstehen.
Fazit
Das HVM in St. Gallen ist auf jeden Fall einen Besuch wert und aktuell auch ganz besonders die Ausstellung Dresses. Sie wirft einen umfassenden und sehr interessanten Blick auf die Mode der Schweiz in den letzten 250 Jahren, vom Rokoko bis in die Gegenwart. Uns hat besonders gut die persönliche Verbindung, die hinter den Kleidern steht, gefallen. Jedes Kleidungsstück erzählt seine eigene Geschichte. Gleichzeitig sind sie aber auch Zeugen der Schweizer Textilindustrie und deren Entwicklung in den vergangen Jahrhunderten. Eine sehr gelungene Ausstellung.
Zu Dresses ist ein sehr schön gestalteter Katalog erschienen, der sich mit der Historie einiger Ausstellungstücke befasst, Hintergrundwissen vermittelt und alle Ausstellungsstücke abbildet.
Was sie außerdem in St. Gallen nicht verpassen sollten
- Besuch des Textilmuseums in St. Gallen
- Ein Stradtrundgang mit der App „TextileStGallen“
- Übernachten Sie in einem der Textilzimmer, die es in verschiedenden Hotels gibt
- Erleben Sie die Spitze hautnah bei einem Workshop in der Manufaktur und fertigen Sie sich ihr individuelles Souvenir
Transparenzhinweis: Ganz lieben Dank an St. Gallen-Bodensee Tourismus für die Einladung zur Pressereise nach St. Gallen. Mit der Reise waren keine Verpflichtungen verbunden und natürlich spiegeln die Beiträge unsere eigene Meinung wieder.