Porzellan und Spitze – beide Materialien sind zart und filigran und beides hat eine lange Tradition. Und manchmal findet man beide auch gemeinsam in einem Stück. Und dieser Gemeinsamkeit möchten wir uns im heutigen Blogbeitrag widmen – es geht heute um die Porzellanspitze.
Die Wiege der thüringischen Porzellanherstellung
In Thüringen hat die Porzellanherstellung eine besonders lange Tradition, deren Wurzeln in Sitzendorf und Volkstedt liegen.
1760 stellte Georg Heinrich Macheleid als erster thüringischer Böttcher in Sitzendorf Porzellan her. Schon zwei Jahre später zog er weiter nach Volkstedt und es dauerte bis zum Jahr 1850, bis in Sitzendorf wieder Porzellan produziert wurde. 1884 gelang es der Sitzendorfer Manufaktur als erstem Porzellanhersteller, Figuren mit Porzellanspitze herzustellen.
Die Kunst der Porzellanspitze
Die Spitzentechnik ist eine äußerst filigrane und außergewöhnliche Technik, mit der ein feiner Besatz an die Porzellanfiguren kommt. Dieser Besatz wird Porzellanspitze oder auch Spitzenbelag genannt. Hierbei wird die Spitze nicht imitiert in dem sie modelliert wird, sondern richtige Spitze wird in verdünnte Porzellanmasse eingetaucht und dann mit hoher Fingerfertigkeit an die Porzellanfigur angebracht. Nach dem Brennvorgang bleibt nichts mehr von der eigentlichen Spitze übrig. Zurück bleibt die Struktur der Spitze als Porzellan.
Diese Technik erfordert ein hohes handwerkliches Geschick. Die Porzellanmasse darf nicht zu dünn und nicht zu dick sein und auch die Menge des Porzellans, dass an der Spitze haften bleibt, ist von großer Bedeutung. Ist zu viel Porzellan an der Spitze, sieht man nach dem Ausbrennen das Muster nicht, ist zu wenig daran, zerbricht die Porzellanspitze.
Die verwendete Spitze war entweder Tüllspitze oder gestickte Plauener Spitze.
Die Porzellanspitze findet man besonders häufig an den Röcken oder Kleiderabschlüssen der Porzellanfiguren. Besonders aufwendig sind die in mehreren Lagen gefertigten „Tüllröcke“.
Spitze und Porzellan, auch heute noch aktuell
Nur noch wenige Porzellanhersteller können heute die aufwendige Handarbeit umsetzen.
Umso schöner finde ich, dass sich auch junge Designer mit der alten Tradition beschäftigen. So zum Beispiel Lena Hensel, die sich im Rahmen ihres Studiums an der Burg Giebichenstein diesem Thema genähert hat. Im Rahmen einer Vorstudie hat die klassische Gefäße mit Spitzenbesatz hergestellt.
Aber auch die Sitzendorfer Porzellanmanufaktur beschäftigt sich heute noch mit dem Thema Spitze. Schauen Sie einmal auf der Seite der Porzellanmanufaktur.
Ich habe vor kurzem ein nicht fertig gestelltes Urstück aus Sitzendorf gefunden, das eine typische Frauenfigur in weißem Bisquitporzellan in Verbindung mit hauchzarter rosa Spitze zeigt. Ein wunderbares und seltenes Stück für unsere Spitzensammlung. Finden Sie nicht auch?
Was in der Burg Giebichenstein sonst noch aus Spitze entsteht, können Sie in hier nachlesen und eine von Spitze und Porzellan ganz anderer Art finden Sie bei den Porzellanobjekten von Claudia Biehne.
Die Spitzendecke sowie die Glasuntersetzer aus Plauener Spitze finden Sie in unserem Online-Shop.
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