Das grüne und nachhaltige Mode bei Weitem nicht nur ein Trend ist, zeigen zur Fashion Week in Berlin der Greenshowroom und die Ethical Fashion Show auf eindrucksvolle Weise. Seit Jahren wächst die Zahl der Aussteller stetig und beide Messen bilden zusammen Europas größte Plattform in Sachen Fair Fashion. Grund genug, dass ich mich mit Victoria von Vintagemädchen auf den Weg nach Berlin in den alten Postbahnhof machte.
Greenshowroom und Ethical Fashion Show – zwei Messen ein Programm
Ich finde die beiden Messen wahnsinnig angenehm. Im Gegensatz zu den großen Messen geht es hier fast familiär zu. Wir lassen und von der entspannten und angenehmen Stimmung treiben und entdecken auf den zwei Etagen des Postbahnhofes eine Reihe spannender und interessanter Labels. Wir sind begeistert von der Vielfalt der Labels, bestaunen viele unterschiedliche Projekte und Herangehensweisen und wir kamen mit zahlreichen interessanten Leuten ins Gespräch. Alle eint der Wunsch nach einem nachhaltigeren Umgang mit der Natur.
Man spürt die Liebe zum Produkt, die Liebe zu dem, was man herstellt. Jeder nimmt sich gern Zeit, um unsere Fragen zu beantworten und erzählt mit Begeisterung vom Label. Wir spüren den Enthusiasmus und das Engagement mit dem die Label betrieben werden und da ist es vollkommen egal, ob es eher ganz junge oder schon etablierte Unternehmen sind. Einige davon möchte ich im Blogbeitrag vorstellen. Meine kleine Auswahl wird dem Angebot aber auf keinen Fall gerecht. Sehen Sie es bitte als eine Art persönliches Best of.
Meine persönlicher Blick auf die Messen
Unser erster Stopp beginnt gleich mit einer Pause.
Der Weg führt uns zu einem leckeren koffeinhaltigen Erfrischungsgetränk ganz ohne Zucker namens Selosoda. Hierzu wird das Fruchtfleisch und die Schale der Kaffeekirsche, das sonst eigentlich nicht verwendet wird, mit den Kaffeebohnen zusammen in den Berghängen Panamas sonnengetrocknet und dann in einer kleinen Manufaktur in Süddeutschland zu Selosoda verarbeitet. Kurz gesagt werden die getrockneten Kaffeekirschen aufgebrüht und unter Zusatz von ein wenig Zitronensaft und Kohlensäure entsteht ein leckeres Getränk.
Man kann entweder eine Scheibe Limette oder Orange dazugeben. Uns haben beide Varianten geschmeckt. Ich bin wirklich begeistert – gerade auch, weil es absolut nicht süß ist. Eigentlich hätten wir auch noch länger mit leckerem Getränk auf der Terrasse bleiben können, aber es gab ja noch soviel zu entdecken. Mit frischer Energie beginnen wir nun den Rundgang über die Ethical Fashion Show und den Greenshowroom.
Zum Beispiel gleich direkt gegenüber am Stand des finnischen Labels Muka Va, das uns mit seinen ausgefallenen Prints mit Blumenampeln und Topfpflanzen und den klaren klassischen Schnitten begeistert hat.
Die Prints werden per Hand gemalt und dann auf den Stoff übertragen und gedruckt. Von der Produktion des Stoffes bis zum Nähen der Kollektion erfolgt alles direkt in Finnland.
Nur wenige Stände weiter waren wir begeistert von der Mode von SomySo – dem Label der schweizer Designerin Soma Jud. Zeitlose elegante Kreationen, die sehr gut kombinierbar sind, erwarten uns hier. Retrolook trifft ein Businessoutfit und versprüht eine ganze Menge Öko-Glamour. Mir gefallen natürlich ganz besonders die Spitzenkleider.
Die Kollektion aus nachhaltigen Stoffen entsteht komplett in der Schweiz in der kleinen familiären Manufaktur der Designerin.
Nächster Stopp: Lanius. Schon seit 1999 steht das Label von Claudia Lanius aus Köln für ökologische Mode, die aber immer auch Chic ist. Sie zeigt, dass Eleganz und Nachhaltigkeit auf keinen Fall ausschließen.
Ich bin fasziniert von den kräftigen und leuchtenden Farben und den eleganten Schnitten. Besonders gut gefällt mir, dass alle Teile untereinander sehr gut kombinierbar sind.
Beim estnischen Label Reet Aus freut es mich besonders, die Kollektion aus der Nähe betrachten zu können, denn ich habe erst vor kurzen im Buch Fashion Made Fair über Reet Aus gelesen. Das Label verfolgt einen ganz besonderen Ansatz. Die Kollektionen sind upcycling-Produkte aus den Resten der Massenproduktion. Einer der unzähligen Missstände an der Fast Fashion Produktion ist der wahnsinnige Abfall, mit dem die Produktionsländer alleine gelassen werden. Meist wird er einfach verbrannt und das mit fast keinen Standards hinsichtlich Umweltschutz. Reet Aus produziert aus diesen Abfällen direkt in den Fabriken in Bangladesh seine Upcycling-Kollektion und spart so Material und Energie
grüne Accessoires
Und natürlich gab es auch Accessoires und wo werde ich am ehesten schwach – bei Handtaschen. Larone aus den Phillipinen fertigt seit 1984 Handtaschen. Sie entstehen aus Naturmaterialien und werden gewebt, geflochten oder geknüpft.
Viele der Taschen sind zusätzlich mit Bast bestickt. Da schlagen die Herzen der Vintageladies doch gleich höher.
Ich kann mich auch gar nicht entscheiden, welche nun schöner ist. Larone lässt die Taschen in Kooperativen oder in Micro-Businesses fertigen. So werden besonders Frauen in wenig entwickelten Gebieten unterstützt und können einen Beitrag leisten, um die Familien zu ernähren.
Und was braucht Frau außer Handtaschen noch … richtig: Schuhe. Das portugiesische Label nae fertigt vegane Schuhe aus Ananasleder und Kork. Wer jetzt an die 70er Jahre Modelle mit dicker Korksohle denkt, liegt komplett falsch. Der Schuh ist leicht und elegant. Sie sind komplett aus Kork und sogar noch bestickt. Am liebsten hätte ich mir gleich ein paar mitgenommen.
Eine wirkliche Alternative – nachhaltige Mode
Dies war nur ein kleiner Einblick in die Vielzahl der Labels der beiden Messen für grüne Mode. Eines ist sicher, grüne und nachhaltige Mode hat gar nichts mit dem Schlabberökolook der 80er Jahre zu tun. Ökomode ist schick, kreativ, modern, glamourös, ausgefallen, einzigartig, innovativ und vor allem ist sie verantwortungsbewusst. Der Greenshowroom und die Ethical Fashion Show zeigen, wie einfach es ist, etwas Gutes zu tun im dem man bewusst einkauft.
Ja, auch ich bin keine Heilige, was ökologisches Bewusstsein angeht, aber es geht mir darum, Dinge zu hinterfragen, zu überdenken und vor allem bewusster mit der Umwelt umzugehen.
Wir sind alle letztlich Konsumenten und tragen aus dieser Rolle heraus die Verantwortung und können hier aktiv entscheiden, was wir kaufen und was nicht. Und der Schritt zu einer fairen Mode ist wirklich leicht. Die zahlreichen Labels produzieren unwahrscheinlich vielfältige Sachen, bei denen wirklich jeder fündig wird. Es ist so einfach, beim Einkauf die richtige Entscheidung zu treffen.
Den Blick von Victoria vom Blog Vintagemädchen auf unseren Ausflug zu den beiden Messen finden Sie hier.
Mehr zum Thema Fair Fashion finden Sie in diesen Blogbeiträgen
Übrigens, mein Shirt ist von Wunderwerk aus einem weichen Organic Cotton-Modal-Mix und Plauener Spitze, die zu 100% aus GOTS zertifizierter Baumwolle hergestellt wurde