Heute nehmen wir Sie im Blog mit auf einen Rundgang durch die Textilstadt St. Gallen. Ebenso wie Plauen blickt die Schweizer Stadt auf eine lange textile Tradition zurück und die Spitze brachte ihr großen Reichtum. Der Beitrag zeigt, wie man die textile Tradition und vor allem die Spitze in der Stadt entdecken kann.
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Die Tradition der Textilstadt St. Gallens reicht weit bis ins Mittelalter zurück. Der hier angebaute Flachs wurde zu edlen Leinwänden verwoben und weltweit verkauft. Mit Einführung der Baumwolle trat Leinen in den Hintergrund und feine Baumwollstoffe wurden nun in St. Gallen produziert. Diese wurden oft auch noch bestickt und ähnlich wie in Plauen entstand aus der Handstickerei, die Maschinenstickerei und mit ihr die Spitze.
Der durch den Textilhandel entstandene Reichtum der Stadt spiegelt sich in der Architektur wieder. Wir wollen auf unserem Weg schauen, wie viel davon noch in der Stadt zu finden ist.
Unser Tipp: die App TextileStGallen
Städte kann man auf vielfältige Weise erkunden, entweder man lässt sich durch die Stadt treiben oder man bucht eine Stadtführung. Wir haben uns für ein Zwischending entschieden.
Für die Textilstadt St. Gallen gibt es eine App, die den Besucher auf zwei verschiedenen Wegen auf den Spuren der textilen Tradition führt. Eine Tour bewegt sich durch die Innenstadt und eine weitere Tour durch das westliche St. Gallen. TextileStGallen ist eine überzeugende und kostenlose App, die auf allen gängigen Handys funktioniert.
Der offizielle Startpunkt ist eigentlich das Historische und Völkerkundemuseum, aber man kann bequem an jedem anderen Ort beginnen. Wir haben uns für die Tour durch St. Gallen entschieden, sie aber noch mit ein paar Elementen der Westtour verlängert. Auch das ist mit der App problemlos möglich.
Wir beginnen unseren Rundgang an der Touristeninformation. Werfen Sie auch unbedingt einen Blick hinein. Der Blickfang steht mitten im Raum – der Auskunftsschalter. Er soll einen Bärenkopf ähneln – der Bär ist das Wappentier St. Gallens. Eine Ähnlichkeit kann ich zwar nicht erkennen, viel Interessanter finde ich die Verarbeitung. Er besteht aus hunderten von Kacheln, die im 3-D Printverfahren mit einem Spitzenmuster der Firma Bischoff Textil gestaltet wurde.
Der Schalter nimmt so wunderbar die Tradition der Stadt auf. Außerdem bekommt man in der Information einen schönen Einblick in die Spitzenherstellung. Hier gibt es zahlreiche Souvenirs aus St. Galler Spitze. Aber nun starten wir erst einmal unseren Rundgang.
Abstecher zur Stiftskirche und in die Stiftsbibliothek
Direkt gegenüber der Touristeninformation stehen wir im ältesten Teil der Stadt, dem Klosterbezirk. Hier wurde 612 der Grundstein St. Gallen gelegt. Sehenswert sind hier vor allem die Stiftsbibliothek und die Stiftskirche und auch wenn sie nicht zum Textilweg gehören, machen wir hier einen kleinen Abstecher.
Direkt hinter dem Kloster sticht uns ein imposanter Bau mit prägnanten Türmchen ins Auge. Es ist das zwischen 1586 und 1590 von Laurenz Zollikofer errichtete Schlössli. Die Zollifoker, eine reiche Textilfamilie, besaßen schon mehrere Schlösser außerhalb der Stadt, wollten aber auch einen repräsentativen Bau in St. Gallen.
Das Schlössli war ein Wohnsitz mit mehreren Festsälen, um Gäste zu empfangen und zu bewirten. Aber es war auch ein Handelshaus mit einem Warenlager im Erdgeschoss. Heute befindet sich hier im Haus über mehrere Etagen ein Restaurant mit vorzüglicher Küche. Wir empfehlen unbedingt eine Reservierung, besonders in den Abendstunden ist es sehr gut besucht.
Von hier aus geht es weiter durch die pittoresken Gassen der Altstadt. Die meisten Häuser stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Dem geneigten Besucher fallen hier die zahlreichen Erker auf.
Beeindruckende Architektur in der Textilstadt St. Gallen
Insgesamt schmücken in St. Gallen 111 Erker die Häuser der Stadt. Die Erker waren die Prestigeobjekte ihrer Besitzer. Die Kaufleute, die ihren Reichtum zumeist dem Handel mit Leinwand zu verdanken hatten, brachten mit ihnen die Zugehörigkeit zur Oberschicht zum Ausdruck.
Die dargestellten Szenen reichen von lokalen Zusammenhängen, wie dem Bär als Wappentier bis hin zu exotischen Darstellungen, wie beim Pelikan-Erker, der die Kontinente Europa, Afrika, Asien und Amerika darstellt (Australien war damals noch nicht entdeckt). Nicht selten zogen die Erker mit um, wenn die Familie ein neues Haus bezog.
Die nächsten großen Veränderungen brachte die Blüte der Stickerei Ende des 19. Jahrhunderts. Die Stadt schöpft ihren Reichtum aus dem Besticken der Textilen und der gestickten Spitze.
Ähnlich wie Plauen erlebt die Stadt eine Blüte ungeahnter Größe. Das zeigen die großen imposanten Bauten, die Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden sind, wieder. Sie tragen so klangvolle Namen wie Oceanic, Washington oder Pacific. Schon die Namen spiegeln die Weltläufigkeit wieder. Die Art Deco und Jugendstilarchitektur dominiert diese Häuser, die Wohn- und Geschäftshaus zugleich waren.
In der gleichen Zeit entsteht ein großer Bahnhof und in direkter Nachbarschaft ein Postgebäude, um die ansteigenden Warensendungen bewältigen zu können. Die Architektur um 1900 soll nach außen zeigen, dass St. Gallen das Zentrum der textilen Welt ist.
Zwischen Bahnhof und Altstadt entstanden die wichtigsten Bank- und Versicherungsgebäude, aber auch die Wohn- und Geschäftshäuser der Stickereiunternehmer. Gleichzeitig befindet sich im mondänen Stickereiviertel ein 150 m langes Lagerhaus, das sich perfekt in die Umgebung einfügt. Heute werden hier keine Waren mehr gelagert, die Räumen werden als Museum und Restaurant genutzt.
Abstecher zu Bischoff und zur Lokremise
Wir verlängern hier unsere Tour und machen noch einen Abstecher zur Firma Bischoff Textil, die zwar nicht mehr in St. Gallen produziert, aber immer noch ihren Sitz hier hat. Am Firmengebäude befindet sich auch ein kleiner Werksverkauf.
Auf dem Weg zurück kommen wir an der Lokremise vorbei. Es ist das größte erhaltenen Ringdepot für Lokomotiven der Schweiz. Entstanden ist es zur Blütezeit der Stickerei. Heute beherbergt es keine Lokomotiven, sondern spartenübergreifende Kultur. Es bietet Raum für Theater, Konzerte, ein Kunstmuseum und ein Kino.Außerdem kann man hier auch gut speisen, was wir am Abend auch ausprobiert haben.
Von hier aus führt der Rundweg vorbei an weiteren großen Bauten der Stickereiunternehmen zurück in die Innenstadt. Wer möchte kann im Textilmuseum einen Stopp einlegen und noch mehr über die textile Geschichte der Stadt erfahren.
Fazit
Die App TextileStGallen begleitet uns mit interessanten Fakten auf dem Weg durch St. Gallen.Wir erfahren viel über die Geschichte der Häuser aber auch zur aktuellen Nutzung. Die App hält zusätzlich Tipps zur Einkehr bereit. Unser Tipp: unternehmen Sie doch auch eine Tour auf den Spuren der textilen Geschichte durch St. Gallen – es lohnt sich.
Noch mehr über St. Gallen erfahren Sie in diesen Beiträgen
- Besuch des Historsichen und Völkerkundemuseums
- Besuch des Textilmuseums St. Gallen
- Übernachten Sie in einem der Textilzimmer, die es in verschiedenen Hotels gibt
- Erleben Sie die Spitze hautnah bei einem Workshop in der Manufaktur und fertigen Sie sich ihr individuelles Souvenir
Transparenzhinweis: Dank an St. Gallen-Bodensee Tourismus für die Einladung zur Pressereise nach St. Gallen. Mit der Reise waren keine Verpflichtungen verbunden und natürlich spiegeln die Beiträge unsere eigene Meinung wieder.