2019 feiert das Bauhaus sein 100jähriges Jubiläum. Überall laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Und auch wir waren nicht untätig. Was die Plauener Spitze und uns mit dem Bauhaus verbindet und was sie bei der Modespitze erwartet, erfahren Sie im Blogpost.
Die Anfänge des Bauhaus
Entstanden ist das Bauhaus aus der Idee der Reformbewegung und der Kunstgewerbebewegung in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg. Sie sahen ein Leitbild in den sich vereinenden Künsten. Ein Vorreiter war zum Beispiel der Werkbund. An vielen Orten im Land gründeten sich Kunstgewerbeschulen, die die Schüler und Studenten in den Gewerken, aber auch künstlerisch ausbildeten, so auch in Plauen.
In Weimar ist als bedeutender Vertreter Henry van de Velde zu nennen, der das Kunstgewerbliche Seminar ab 1902 und später die Kunstgewerbeschule ab 1907 leitete. Bereits 1915 schlug er Walter Gropius, den Vater des Bauhauses, als seinen Nachfolger vor.
Auch in Plauen gründete sich in eine Kunstgewerbeschule, die weit über die Grenzen von Plauen hinaus bekannt war. Sie hatte sogar später eine Dependance in Paris. An der Plauener Kunstschule entstanden zahlreiche Muster im Stil des Funktionalismus, der Neuen Sachlichkeit und im Stil des Bauhaus, die zum Teil von den Stickereien vor Ort umgesetzt worden.
Unlängst gab es zu den Musterentwürfen der Textilschule im Zeitraum von 1920-1940 eine interessante Ausstellung in Plauen. Einen kleinen Einblick finden Sie HIER.
Bauhausmotive und Spitze
Wir haben das Bauhaus-Jubiläum zum Anlass genommen, in unseren Archiven zu schauen, ob auch unsere Firma in den 30er Jahren Entwürfe der Moderne umgesetzt hat. Denn immerhin hat der Ur-Großvater meines Mannes schon 1897 mit der Stickerei begonnen, lange vor dem Bauhaus, dem Werkbund und den anderen Strömungen der Moderne.
Sofern sich die Muster über den Krieg und die Verstaatlichung erhalten haben, stehen die Chancen nicht schlecht, noch etwas zu finden.
Wir haben uns durch zahlreiche Musterbücher gewühlt und sind tatsächlich fündig geworden. Bei unserer Suche haben wir Stoffstickereien, Spitzen und Kragen entdeckt.
Leider können wir aber nicht sagen, wer die Designer der Muster waren. Dieser Informationen sind entweder über die Jahre verlorengegangen oder wurden gar nicht in den Musterbüchern vermerkt.
Aber nur das Muster bringt immer noch keine Spitze. Wir benötigen auch die passenden Lochkarten aus einem anderen Archiv. Fehlen diese, muss das Muster aufwendig neu abgezeichnet und gepuncht werden.
Die Bauhaus-Kollektion aus Plauener Spitze
Zu drei Kragen haben wir in unserem Archiv die passenden und vollständigen Lochkarten gefunden.
Diese gilt es nun zu digitalisieren. Dazu werden von den alten Karten auf der Repetiermaschine Doppel hergestellt. Die Lochkarten, die schon über 90 Jahre alt sind, haben sich durch Lagerung und eventuell auch Nässe verzogen.
Würde man sie gleich digital einlesen, lägen eine Stichpartien am falschen Platz und die Spitze würde unbrauchbar. Um das zu vermeiden, entsteht die Kopie auf einer frisch gestanzten Lochkarte. Diese kann nun fehlerfrei Stück für Stück digitalisiert werden.
Mit der fertigen Datei kann der Kragen nun gestickt werden, allerdings nicht im Ganzen, er entsteht, ähnlich wie die klassischen Decken, aus Einzelteilen, die von Hand aufwendig mittels Handstickerei zusammengefügt werden.
Drei Kragen sind auf diese Weise als Replik aus den 30er Jahren produziert worden, die sie ab sofort bei uns im Laden erhalten. Außerdem ist ein DIY-Set für ein Armband entstanden. Eine weiße karierte Spitze kann nach eigenem Belieben mit roten, gelben und blauen Stickereien verziert werden. So ergibt sich ein Armband mit den für das Bauhaus typischen Farben und Formen.
Unsere Bauhaus-Kollektion wird im Frühjahr des Jahres um weitere Muster an Spitzen und Stickereien erweitert.
Dazu werden diese Muster neu gepuncht. Denn nicht von allen Mustern haben sich über die Jahre die passenden Lochkarten erhalten.
Wichtig war für unsere Vorfahren hauptsächlich, dass sich das Originalmuster erhalten hat, denn alles andere lässt sich, wenn auch aufwendig, wiederherstellen. Wie das Punchen genau geschieht, können sie HIER nachlesen.
Viel Freude mit unseren neuen alten Mustern unserer Bauhaus-Kollektion – die Repliken finden Sie in unserem Shop.
Mehr zur Moderne:
- Muster machen Schule – Textilentwürfe der Kunstschule Plauen von 1920 bis 1940
- Die unbekannte Wiener Werkstätte – Stickereien und Spitzen 1906 bis 1930
- Gegen die Unsichtbarkeit – Designerinnen an den Deutschen Werkstätten in Hellerau