e.o.plauen … so populär er unter seinem Pseudonym mit seinen unvergessenen Bildgeschichten Vater und Sohn war, der Zeichenkünster Erich Ohser blieb lange ein Geheimtipp. Die neu erschienene, umfangreiche Werkausgabe von Dr. Elke Schulze, erschienen im Südverlag, beleuchtet Ohser von allen Seiten und sie ist Zeugnis eines deutschen Künstlerschicksals während des Nationalsozialismus. Werfen Sie mit uns einen Blick in das stattliche Werk.
Ein kurzer biografischer Abriss
Erich Ohser wird 1903 in der Nähe von Oelsnitz im Vogtland geboren und wächst in Plauen auf. Nach seiner Schlosserlehre wechselt er zum Studium nach Leipzig. Schon währenddessen arbeitet er für die Neuen Leipziger Zeitung. Hier lernte er Erich Knauf und Erich Kästner kennen und es begann eine lange Freundschaft zwischen den drei Erichs. Nach seinem Studium wurde Ohser als Buchillustrator (u.a. für Werke seines Freundes Erich Kästner) und als Karikaturist bekannt. Schon zu beginn der 30er Jahre erschienen nationalkritische Karikaturen in der SPD-Zeitung Vorwärts, die den Hass der Nationalsozialisten auf sich zogen. So war es kaum verwunderlich, dass ihm nach Machtantritt die Aufnahme in die Reichspressekammer verwehrt wurde – dies kam einem Berufsverbot gleich.
Wie wurde aus Erich Ohser e.o.plauen
1934 wurde für die Berliner Illustrierte Zeitung ein Zeichner für eine Comicserie gesucht. Erich Ohser bewarb sich mit einer Geschichte von Vater und Sohn. Die Serie fand großen Anklang, durfte aber wegen seinem Berufsverbot nicht unter seinem Namen erscheinen. Ohser gilt als politisch verdächtiger Künstler und braucht eine Ausnahmegenehmigung vom Propagandaministerium. Er erhielt die Freigabe unter der Auflage, dass seine Zeichnungen nichts Politisches beinhalten dürfen und er muss mit Pseudonym arbeiten. Erich Ohser veröffentlich fort an unter seinen Initialen, ergänzt um die Heimatstadt – e.o.plauen. Von 1934 bis 1937 erfreuten sich die Geschichten, insgesamt 185 an der Zahl, größter Beliebtheit. Was ihm und seiner Familie in der schweren Zeit das Überleben sicherte.
Den kugelrunden Vater und den strubbeligen Jungen muss man einfach mögen. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist sicher auch die Einfachheit der Geschichten – es braucht nicht mehr als drei bis acht Bilder – völlig ohne Text. Ein wenig anarchisch, gar nicht ideologisch und ganz viel Liebe vom Vater zum Sohn – das war wohl das Geheimrezept der kurzen Geschichten.
Nach Vater und Sohn
1940 wurde Ohser die Mitarbeit an der Nazizeitung „Das Reich“ angeboten – er nahm an, wohl auch, um nicht an die Front zu müssen. Nun zeichnete er Karikaturen gegen die alliierten Mächte. Allerdings konnte er die Abneigung gegen das Naziregime nicht lange verheimlichen – er und Erich Knauf wurden von Ohsers Nachbarn denunziert und am 28.03.1944 verhaftet. Wohlwissend, dass auf ihn der Tod wartete, erhängt er sich einen Tag vor Prozessbeginn am 06. April 1944.
Der Künstler Erich Ohser
Schon der kurze Abriss seiner Biografie zeigt, wie windungsreich und widersprüchlich die Person des Erich Ohser war. Man weiß so wenig über den Künstler und sein Werk. Umso wichtiger ist die umfangreiche Werkschau von Elke Schulze. Sie hat eine Unmenge Materials aus dem Künstlernachlass für die Ausgabe gesichtet und aufgearbeitet. Elke Schulze stellt dem geneigten Leser Erich Ohser als Künstler vor, als den begabten Buchillustrator und Karikaturisten seiner Zeit.
Besonders gelungen finde ich die Aufteilung in die einzelnen Schaffensbereiche mit der sehr informativen Einleitung. Mit der Werkausgabe ist es gelungen, erstmals das Leben und Werk Ohsers in all seinen Facetten zu zeigen. Es würdigt die enorme Bandbreite des Künstlers und ordnet ihn in seine Zeit ein. Am seinem Beispiel wird deutlich, was eine Diktatur mit Menschen anrichtet und wie weit in das Leben eingriffen wird und wie es die Menschen verbiegt.
Die großformatige Werksausgabe besticht durch ihre aufwendige Gestaltung und durch zahlreiche Zeichnungen, Illustrationen, Karikaturen aber auch Bilder von Ohser selbst und zeigen so facettenreich den Mann hinter e.o.plauen.
Und wem die dicke Werkausgabe noch nicht genug ist – besuchen Sie doch einmal in Plauen das Erich-Ohser-Haus mit seinen wechselnden Ausstellungen.
Details zur Werkausgabe
Erich Ohser alias e.o.plauen – Die Werkausgabe ist 2017 im Südverlag zu einem Preis von 49,90 € erschienen und kann bei dem Buchhändler ihres Vertrauens erworben werden.
Vater und Sohn aus Plauener Spitze
Ganz neu ist in diesem Jahr bei der Modespitze als Reminiszenz an den großen Künstler der Stadt das erste von mehreren Motiven aus Plauener Spitze mit Vater und Sohn gestickt worden. Es ist im Ladengeschäft der Annenstraße in Plauen aber auch in unserem Online-Shop erhältlich.