Auch wenn es gemessen an der Größe der anderen Museen in Paris nur ein recht kleines ist: das Musée de l’Orangerie in den Tuileriengärten direkt am Place de la Concorde ist für mich eines der schönsten und beeindruckendsten Museen der Stadt. Wir nehmen Sie mit auf einem Rundgang durch das Museum, das geprägt ist von den großformatigen Seerosenbildern von Claude Monet.
Claude Monet
Die Kunst von Claude Monet (1840-1926) ist der Inbegriff des Impressionismus. Letztlich geht auch der Begriff Impressionismus auf ihn zurück und zwar auf sein Bild Impression — soleil levant (Impression — Sonnenaufgang), eine Hafenansicht von Le Havre. Auch wenn der Name ursprünglich abwertend gemeint war, prägte er eine ganze Malergeneration.
Der Garten von Giverny
Zu Beginn der 1880er Jahre mietet Monet ein Haus mit einem Garten in Giverny unweit von Paris. Wenige Jahre später kaufte er es und vergrößert das Grundstück durch weitere Zukäufe. Hier legte er seinen berühmten Garten an, der in den unterschiedlichsten Bildern zu bewundern ist. Der Garten untergliedert sich in den Ziergarten und den Wassergarten mit dem Seerosenteich. Er pflanzte eine Vielzahl von Blumen und Bäumen, zum Teil auch exotische Pflanzen, die in Frankreich erst kurz bekannt waren.
Die Seerosenbilder
Ab den 1890er Jahren begann er Seerosenbilder zu malen, die ihn bis zu seinem Tod 1926 beschäftigen sollten. Wenn er am Teich saß, malte er oft mehrere Bilder nebeneinander – fast wie am Fließband. Für Monet waren die Pflanzen nur Beiwerk, um die wechselnde Wirkung des Lichts zu den unterschiedlichen Tageszeiten einzufangen, die Veränderung der Farben, das Flimmern der Luft und die Reflexe auf dem Wasser festzuhalten. Das gelang ihm mit der von ihm perfektionierten Technik des „kurzen Pinselstriches“. Die Seerosenbilder haben keinen Horizont mehr. So erscheinen die Bäume und Himmel nur als Reflexion auf dem Wasser. Monet selbst nannte die Form der Bilder Reflexlandschaften.
Er setzte in seinen Bildern den Garten immer so um, wie er ihn sah und nicht, wie er war. Und wir sehen den Garten nun mit seinen Augen: die Trauerweiden, die sich im Wasser spiegeln, der Teich in der Morgensonne, bei Wolken und im Sonnenuntergang. Dasselbe Motiv und doch immer wieder anders und neu.
Auch wenn Monet immer betonte, dass die freie Natur sein Atelier war, so vollendete er die Bilder im Atelier. Bis zu seinem Tod sind über 250 Seerosenbilder entstanden, davon 40 Großformatbilder.
Die Seerosen im Musée de l’Orangerie in Paris
Aus Freude über die Unterzeichnung der Waffenstillstandserklärung im ersten Weltkrieg schenkte Monet dem französischen Staat am 11.11.1918 zwei der großformatigen Seerosenbilder. Auf Betreiben seines Freunden und französischen Staatsmannes Georges Clemenceau erhöhte er später die Zahl auf acht. Ausschlaggebend war die zukünftige Präsentation der Bilder zu Tageslichtbedingungen.
Clemenceau sicherte zu, dass die 1852 in den Tuileriengärten errichtete Orangerie entsprechend umgebaut wird. Leider erlebte Monet die Eröffnung der Ausstellung im Jahr 1927 nicht mehr. Seit diesem Zeitpunkt werden die 8 großformatigen Seerosenbilder in zwei ovalen Räumen als eine Art Panorama präsentiert. Alle Bilder haben eine Höhe von 1,97 m und sind bis zu 17 m breit. Es ergibt sich eine Gesamtbreite von über 100 m.
Nachdem Ende der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts die Sammlung von Jean Walter und Paul Guillaume mit ins Museum einzog, wurde durch eine Betondecke eine zweite Etage eingezogen und die Seerosen mussten mit künstlichem Licht vorlieb nehmen. In den Jahren 2000 – 2006 erfolgte ein grundlegender Umbau und die Betondecke wurde wieder entfernt. Jetzt entfalten die Seerosenbilder im indirekten Tageslicht wieder ihre volle Wirkung.
Überwältigende Schönheit
Es ist absolut einzigartig, wie das Panorama der Bilder wirkt. Ich bin immer völlig überwältigt von der einmaligen und atemberaubenden Stimmung im Raum. Die Bilder strahlen eine faszinierende Ruhe und Schönheit aus. Selten hat mich ein Gesamtkonzept so sehr begeistert wie der Seerosenzyklus in seinem eigens dafür geschaffenen Raum. Ich könnte Stunden im Musée de l’Orangerie verbringen und mich in den Garten in Giverny träumen. Ein kleiner Tipp zum Abschluss: gehen sie so zeitig wie möglich. Dann können sie die Seerosen in fast ungestörter Ruhe genießen.
Informationen zum Musée de l’Orangerie
- Homepage www.musee-orangerie.fr
- Dienstags geschlossen
- Kaufen Sie sich gleich eine kombinierte Eintrittskarte, die auch für das Musée d’Orsay gilt – es lohnt sich
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