Alle, die uns auf Instagram folgen, wissen ja schon, dass wir einen Ausflug nach Köln und Paris unternommen haben. Wir werden in loser Reihenfolge unsere ganz persönlichen Highlights vorstellen. Wir beginnen heute mit einer ganz wunderbaren Ausstellung. Sie ist mein Tipp für den Herbst/Winter 2016: Master of Beauty – Karl Schenkers mondäne Bildwelten im Museum Ludwig in Köln. Noch bis zum 08. Januar 2017 haben Sie Gelegenheit die Ausstellung zu besuchen. Heute bekommen Sie von uns einen kleinen Vorgeschmack.

Die Ausstellung über Karl Schenker im Museum Ludwig in Köln
Die Ausstellung über Karl Schenker im Museum Ludwig in Köln

Das Museum Ludwig in Köln

Museum Ludwig in Köln
Im Museum Ludwig

Das Museum Ludwig befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Kölner Dom und beherbergt die Kunst des zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhunderts. Es zählt zu den bedeutenden europäischen Museen für Gegenwartskunst. Seine beachtliche Fotosammlung wurde vor Kurzem durch den Ankauf von etwa 100 Portraits von Karl Schenker erweitert. Diesen Ankauf nimmt das Museum zum Anlass, den zu Unrecht vergessenen Zeichner, Maler und Fotografen wiederzuentdecken.

Karl Schenker im Museum Ludwig in Köln
Der Eingang zur Ausstellung

Karl Schenker – ein fast vergessener Meister der Schönheit

Über Karl Schenker weiß man leider recht wenig. Er wurde 1886 in Sereth in der Bukowina geboren. Seit 1911 hatte er in erster Lage am Kurfürstendamm in Berlin ein florierendes Atelier. Alles was Rang und Namen hatte – Schauspielerinnen, Tänzerinnen und die Damen der Gesellschaft – ließ sich von Schenker portraitieren. Ich schreibe mit Absicht nicht ablichten. Denn seine Bilder sind mehr als das – sie sind Retuschewerke. Was mich am meisten an der Ausstellung fasziniert hat, war in der Tat seine Bildbearbeitung.

Die Kunst der Bildbearbeitung von Karl Schenker
Die Kunst der Bildbearbeitung von Karl Schenker

Er nutzte sämtliche Mittel der Fotoretusche, wie Pinsel, Schaber oder Spritzpistolen. Er malte Pelzkrägen, wo gar keine waren, zeichnete Schmuck hinzu und sogar Körperteile. Seine perfekten Illusionen waren täuschend echt. Es entstanden Hybride zwischen Foto und Zeichnung. Dieses Alleinstellungsmerkmal trug sicher zu seinem Aufschwung bei, denn bei keinem war man so schön, wie beim Meister der Retusche und Schönheit.

Selbstportrait von Karl Schenker aus dem Jahr 1915
Selbstportrait von Karl Schenker aus dem Jahr 1915

Er war regelrecht besessen von Schönheit und vom perfekten Aussehen. So sehen wir in seinen Fotos ein weiteres völlig neues Gestaltungsmittel: die Wachsfigur. Karl Schenker entwirft lebensgroße und äußerst elegante Wachsfiguren, bemalt sie,  kleidet sie ein und fotografiert sie.

 Schenker beim Bemalen seiner Wachsfigur
Im Hintergrund ein Bild von Schenker beim Bemalen seiner Wachsfigur

Sie sind nur schwer von echten Menschen zu unterscheiden. Letztlich waren es auch diese Wachsfigurenbilder, die Karl Schenker wieder einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machten. Die amerikanische Künstlerin Cindy Sherman zeigte sie 2013 in einer von ihr kuratierten Ausstellung auf der 55. Kunstbiennale in Venedig.

Wachsfigurenfoto von Karl Schenker
Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Erschaffer ist nicht zu leugnen

 

Schenkers weiteres Wirken

1925 zieht er dann nach New York und arbeitet vor allem als Zeichner und Maler, bevor er 1930 wieder zurück nach Berlin kommt. Nun macht er sich besonders als Werbefotograf einen Namen.

Modefotografie aus den 30er Jahren
Modefotografie aus den 30er Jahren – selbst der Schatten wird nicht dem Zufall überlassen

Auch hier zeigt sich sein Hang zur Schönheit. Alles ist aufeinander perfekt aufeinander abgestimmt. Nichts wird dem Zufall überlassen. Er selbst beschreibt sein Vorgehen unter dem Namen Photoregie – um damit herauszustellen, wie groß der Aufwand ist, den er für die Fotos betreibt und mit welchem Auge fürs Detail er an die Bilder herangeht.

Aus dem Katalog zur Ausstellung
Aus dem Katalog zur Ausstellung

Aber Schenker fotografiert nicht nur, er zeichnet und malt ebenso perfektionistisch. Er arbeitete über mehrere Jahre mit dem Ullsteinverlag zusammen, für dessen Magazin UHU er diverse Titelbilder gestaltete. Wie wir schon in der Ausstellung von Horst P. Horst in Düsseldorf gesehen haben, waren die Magazincover in den 30 Jahren immer noch gemalt. Dort hielt die Fotografie erst später Einzug.

 

Links eines der Cover für das Magazin UHU
Links eines der Cover für das Magazin UHU

Die letzten Jahre

Als Jude verfolgt, emigriert er 1938 nach London. Zwar weiß man, dass er hier ein Atelier führte, die Prominenten und Reichen fotografierte, aber seine Spur verliert sich. 1954 stirbt er in London. Die deutsche Presse nimmt keine Notiz von seinem Tod und noch bis heute sind viele seiner Werke verschollen. Umso beeindruckender ist es, so viele Bilder von Karl Schenker in einer Ausstellung versammelt zu sehen.

Karl Schenker Ausstellung im Museum Ludwig in Köln
Schenker hat auch die beiden Hunde seiner Frau fotografiert

Die Ausstellung im Museum Ludwig besticht durch die Vielfältigkeit. Insgesamt gibt es circa 250 Werke zu bestaunen. Die Fotografien werden begleitet durch die Zeichnungen von ihm, aber auch mit Starpostkarten, Zigarettensammelbildchen und Zeitschriften ergänzt.

 

Starpostkarten und Sammelbilder
Starpostkarten und Sammelbilder

Eine sehr lohnenswerte Ausstellung. Und allen, die es nicht bis zum 08. Januar 2017 nach Köln ins Museum Ludwig schaffen, sei der Katalog zur Ausstellung empfohlen, der im Verlag der Buchhandlung Walther König erschienen ist. Für 38 € erhält der interessierte Leser einen umfassenden Einblick in Leben und Werk von Karl Schenker.

Ein informativer Katalog zur Ausstellung über Karl Schenker
Ein informativer Katalog zur Ausstellung über Karl Schenker
Das Museum Ludwig in Köln
Das Museum Ludwig in Köln

 

Wir danken dem Museum Ludwig für den kostenfreien Eintritt und KölnTourismus für die tolle Unterstützung bei der Planung unserer Reise!

Im Beitrag gezeigte Spitze

 

Karl Schenker Ausstellung im Museum Ludwig in Köln
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